Die Southern Railway war die kleinste der Big Four. Sie wird im Gegensatz zu den anderen Bahnen meist als exotisch wahrgenommen, was zu gleichen Teilen an den außergewöhnlichen Lokomotivkonstruktionen wie z.B. den stomlinienförmig verkleideten Merchant Navys oder der rechteckigen Dampflokbaureihe SR Bulleid Q1 Class wie auch der bereits zur Verstaatlichung der SR weit fortgeschrittenen Elektrifizierung großer Teile des Netzes mit Gleichstrom und seitlicher Stromschiene liegen mag.
Die SR entstand aus dem Zusammenschluss der London & South Western Railway (LSWR), der London, Brighton and South Coast Railway (LBSCR) und der South Eastern & Chatham Railway (SECR), welche eigentlich ein Kooperationsgeschäft der beiden Bahngesellschaften London, Chatham & Dover Railway (LCDR) und South Eastern Railway (SER) war. Da auch die SR nicht die zahlungskräftigste Gesellschaft war, überlebte relativ viel der Vorgängergesellschaften bis zur Verstaatlichung 1948, wodurch die einzelnen Regionen der SR ihren ganz eigenen Charakter bewahrten, ähnlich wie bei der LNER. Die SR übernahm bei Gründung 2.281 Lokomotiven ihrer Vorgängergesellschaften.
Die SR war für den meisten internationalen Verkehr zuständig, da der Hafen von Dover in ihrem Einzugsbereich lag. Der berühmteste Zug war der Venice-Simplon Orient Express, aber auch andere Pullman-Züge fuhren auf dem Netz der SR (wie auch auf dem Netz der anderen Gesellschaften).
Jede der Vorgängergesellschaften hatte eine eigene Hauptstrecke: Die LSWR die South Western Main Line (SWML), die LBSCR die Brighton Main Line (BML) die LCDR die Chatham Main Line und die SER die South Eastern Main Line (SEML). Heutzutage liegt auch die Hochgeschwindigkeitsstrecke High Speed One Richtung Eurotunnel und Frankreich im Gebiet der ehemaligen SR, allerdings nicht ausschließlich.
Innerhalb Londons liegen die Endbahnhöfe Cannon Street und Charing Cross (SEML), Waterloo (SWML) und Victoria und London Bridge (BML), letzterer ist aber auch Durchgangsbahnhof für die SEML. Der Bahnhof Clapham Junction, an der SWML und am Zweig der BML nach Victoria gelegen, ist der größte in UK und der zweitgrößte in Europa nach Stuttgart.
Obwohl die SR gemessen an der Streckenlänge die kleinste Gesellschaft war, beförderte sie mehr Fahrgäste als die GWR und fast so viele wie die LNER oder die LMS. Dies lag unter anderem an dem extrem dichten Vorortnetz im südlichen und südöstlichen Großraum von London, bis nach Brighton, Ashford und Ramsgate. Dieses wurde in dichter Folge von Vorortzügen, meist gezogen von kleinen Tenderlokomotiven, bedient. Die SR war auch die erste Gesellschaft die regelmäßige Abfahrtszeiten einführte, was den Besitz eines Fahrplanheftes überflüssig machte.
Dampflokomotiven
Hauptartikel: Dampflokomotiven der SR
Die SR führte 1941 ein neues Nummerierungssystem für Dampflok-Neubauten ein.
Diesel-, Elektrolokomotiven und Triebwagen
Die SR übernahm zum einen die vorhandenen Triebwagen und Lokomotiven der in ihr aufgegangenen Gesellschaften, entwickelte aber auch neue Triebfahrzeuge. So wurden einige Diesellokomotiven für den Rangierdienst angeschafft und auch die einzigen Doppelstocktriebwagen entwickelt, die jemals in Großbritannien fuhren. Allerdings gingen diese Doppelstockzüge erst nach der Verstaatlichung 1949 in Betrieb.
Hauptartikel: Class 4DD
Von 1927 bis 1934 war die SR auch im Besitz eines benzinbetriebenen Triebwagens, dem SR Railcar No.5.
Bei der Elektrifizierung übernahm man nun auf allen Strecken das von der LSWR eingeführte System mit seitlichen Stromschienen.
Personenwagen
Hauptartikel: Personenwagen der SR
Güterwagen
1923 übernahm die SR 36.749 Güterwagen ihrer Vorgängergesellschaften. Es gab daher eine Vielzahl verschiedenster Güterwagen für die Beförderung von frischen verderblichen Waren wie Milch, Fisch und Fleisch, bis hin zu Schüttgutmineralien und Spezialtransportwagen.
Hauptartikel: Güterwagen der Southern Railway
U-Bahn
Mit der Waterloo and City Railway war die SR auch im Besitz einer Londoner U-Bahn-Linie.
Schmalspurbahn
Durch den Zusammenschluss mit der LSWR kam mit der Lynton and Barnstaple Railway beim Grouping auch eine Schmalspurbahn zur SR.
Joint Railways
Die SR betrieb zusammen mit anderen Gesellschaften auch einige Joint Railways. Darunter zusammen mit der London Midland and Scottish Railway (LMS) die bekannte Somerset and Dorset Joint Railway.
Southern Railway Target Station Signs
Die SR verwendete schon sehr früh einheitliche Stationsschilder.
Hauptartikel: Southern Railway Target
Verstaatlichung
Die SR ging 1948 nahtlos in der Southern Region von British Railways auf.
Impressionen
Altes und neues Stellwerk London Bridge vor 1928. |
Innenleben des neuen Stellwerks London Bridge vor 1928. |
Triebwagen 4111 der SR Class 4Sub. Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier. |
Triebwagen 3025 am 13.8.1947. Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier. |
Triebwagen 3085 der SR Class 4-BUF (spätere BR Class 404). Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier. |
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Lewes Railway Station in den 1940ern. Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier. |
Quellen und Weblinks
https://de.wikipedia.org/wiki/Southern_Railway_(Großbritannien)_ — Eintrag in der deutschen Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/Southern_Railway_(UK)_ — Eintrag in der englischsprachigen Wikipedia