Signalling

Dieser Artikel ist ein Überblicksartikel über die englisch mit Signalling & Interlocking beschriebenen Betriebsverfahren, Signalisierungsgrundsätze, Stellwerksbauformen und Zugsicherungssysteme, die in UK angewendet wurden und werden.

Betriebsverfahren

  • Das bekannteste britische Betriebsverfahren ist Absolute Block Working. Dabei gibt es auf beiden Seiten einer Blockstrecke eine Signal Box, in welchen je ein Signaller arbeitet. Diese tauschen Informationen via einen Glockentelegraphen aus, die sogenannten Bell Codes. Die Zugfolge wird über Signale, meist Semaphoren (britische Formsignale), geregelt.
  • Das in der heutigen Zeit am häufigsten anzutreffende Betriebsverfahren ist Multi-Aspect Signalling. Dieses wird mit Relaisstellwerken (englisch Power Signal Box) und Elektronischen Stellwerken (englisch Solid State Interlocking) durchgeführt.
  • Track Circuit Block ist entgegen seiner Bezeichnung keine Blockbauform, sondern ein Betriebsverfahren, da es auch anstatt mit Gleisstromkreisen (englisch track circuit) auch mit Achszählern (englisch axle counter) funktioniert. Es kommt auf Strecken mit dichter Blockteilung zum Einsatz.
  • Das neuste Betriebsverfahren ist ERTMS auf der Cambrian Coast Line. Dort sind Signale ähnlich des Multi-Aspect Signallings installiert, die aus einer Betriebszentrale heraus gesteuert werden. Unterstützt wird dieses Betriebsverfahren durch das Zugsicherungssystem ETCS Level 1 und das Zugfunksystem GSM-R.
  • Für eingleisige Strecken gibt es verschiedene Formen des Token Blocks:
    • reiner Token Block – historische Ursprungsform und heute selbst auf Museumsstrecken äußerst selten angewandt
    • Staff & Ticket – die Weiterentwicklung des Token Blocks
    • Electric Tablet oder Electric Token Block – Flexibles geräteunterstütztes Tokensystem
    • Radio Electric Token Block – eine Entwicklung aus den 80er Jahren, die allerdings keine weite Verbreitung erlangt hat
    • One Engine in Steam – Sonderform, bei der die Lokomotive selbst der Token ist
    • Tokenless Block – Sicherung mit Fahrstraßentechnik in Elektronischen Stellwerken

Stellwerksbauformen

Stellwerke werden auf englisch Signal Boxes genannt, wenn es um das Gebäude geht, sowie Interlocking, wenn es um die Verschlusslogik und Ansteuerung der Außenelemente geht.

Mechanische Stellwerke

Die ursprüngliche Stellwerksbauform war das mechanische Stellwerk. Es besteht in der Regel aus einem Verschlussraum und einem Bedienraum, welcher über dem Verschlussraum angeordnet ist. Der Begriff Signal Box bezog sich ursprünglich nur auf Mechanische Stellwerke. Die meisten Signal Boxes stehen auf dem Boden, es gibt aber auch Exemplare von Reiterstellwerken. Der Verschlussraum ist entweder ummauert oder die gesamte Signal Box ist eine Holzkonstruktion, bei einem ummauerten Verschlussraum ist nur der Bedienraum mit Holzwänden. In der North Eastern Region gab es auch vollständig gemauerte Signal Boxes.

Sie werden mittels Hebel bedient, welche auf einer Hebelbank aufgereiht sind. Der Drehpunkt der Hebel liegt anders als bei deutschen Hebelbänken im Verschlussraum. Die Grundstellung der Hebel heißt normal und ist immer die hintere Stellung; wird ein Hebel nach vorn umgelegt, heißt diese Position reversed.

Die Hebel sind mit einem Schild mit der Nummer des angesteuerten Elements versehen. Außerdem sind sie farbcodiert, wobei es in der Anfangszeit der Eisenbahn nicht alle Farben genormt waren.

  • Rote Hebel bedienen Signale,
  • schwarze Hebel bedienen Weichen,
  • blaue Hebel bedienen die zugehörigen Facing Point Locks. Sie sind immer direkt neben dem Weichenhebel angeordnet.
  • Vorsignalhebel sind entweder gelb oder grün,
  • braune Hebel sind Verschlusshebel für Bahnübergänge und
  • weiße Hebel sind außer Betrieb.

Im Verschlussraum befindet sich die Verschlusslogik. Diese wird durch quer zur Hebelrichtung verlaufenden Verschlussstangen gebildet. Das Umlegen eines Hebels zwingt die entsprechende Verschlussstange nach rechts oder links und blockiert so andere Hebel. Der Einfachheit halber sind daher nacheinander u bedienende Hebel nebeneinander angeordnet. Grundsätzlich ist es aber ausgeschlossen, dass ein Hebel zu einem Zeitpunkt ungelegt werden muss, zu dem die beiden Nachbarhebel rechts und links bereits umgelegt sind, denn aufgrund der Anordnung, dass die Hebel nach vorn umgelegt werden, würde der Signaller an einen solchen Hebel nicht mehr herankommen, wenn sobald die beiden Nachbarhebel umgelegt wurden.

Vom Verschlussraum aus erstreckt sich Gestänge entlang der Gleise bis zu den einzelnen angesteuerten Elementen. Seilzüge werden i.d.R. nur für weit von der Signal Box entfernt stehende Vorsignale verwendet. Auf halbem Weg zwischen der Signal Box und den angesteuerten Elementen befindet sich ein Ausgleichselement, welches die Längenänderung bei Temperaturschwankungen ausgleicht.

Mit dem Aufkommen von elektrischen Weichenantrieben und Lichtsignalen sind in einigen Signal Boxen Umbauten vorgenommen worden, so dass diese Elemente ebenfalls angesteuert werden konnten. Da keine mechanische Last am entsprechenden Hebel anliegt, sind die Hebel etwas kürzer ausgeführt, um eine Verletzung des Signalmans bei Anwendung von Kraft, die für das mechanische Umstellen von Weichen und Signalen notwendig ist, zu vermeiden. Typische Anwendungsfälle von Lichtsignalen sind Vor- und Blocksignale, die weit entfernt von der Signal Box stehen und nur schlecht mittels eines Seilzug angeschlossen wären.

Über der Hebelbank befindet sich das sogenannte Block Shelf, wo alle zusätzlichen Geräte und der Streckenblock untergebracht sind.

Mechanische Stellwerke werden auf zweigleisigen Strecken ausschließlich mit Absolute Block Working betrieben. Auf eingleisigen Strecken kommt Staff & Ticket, Electric Token Block oder One Engine in Steam zum Einsatz. Angesteuert werden überwiegend Semaphoren, also Formsignale. Dort, wo Lichtsignale angesteuert werden, sind diese Ersatz für ehemalige Formsignale.

Signal Boxen sind dafür bekannt, im Bedienraum ein Bücherregal und einen Ofen, auf dem immer ein Teekessel steht, zu haben. Der Signalman hat in der Signal Box Hausrecht; er darf Besuchern den Zutritt verwehren, wenn es die aktuelle Betriebssituation erfordert.

Ground Frames

Ground Frames sind Hebelbänke, die sich direkt am Gleis befinden. Die normale Bauform besteht aus der Hebelbank ohne oder teilweise mit Wetterschutz. Sie sind zur Bedienung durch das Zugpersonal gedacht und sichern i.d.R. Anschlussstellen abseits von größeren Bahnhöfen.

Es gibt in Ground Frames i.d.R. einen sogenannten Master Lever, welcher alle anderen Hebel unter Verschluss hält und seinerseits durch einen bestimmten Streckenschlüssel zu entsperren ist.

Einige frühere Signal Boxen wurden zu Ground Frames herabgestuft. Dabei wurde die Hebelbank um den Master Lever erweitert. Die Bedienung der Hebel erfolgt durch das Zugpersonal.

Power Signal Box

Eine Power Signal Box ist ein Stellwerk, bei welchem der Antrieb der Außenelemente nicht durch den Bediener erfolgt, also entweder elektrisch, pneumatisch oder hydraulisch. Hierunter fallen die im deutschen Sprachgebrauch als elektromechanische Stellwerke sowie Relaisstellwerke bekannten Stellwerkstypen.

Anlagen mit mechanischem Verschlussregister wurden dabei bevorzugt in größeren Bahnhöfen eingesetzt. es blieb i.d.R. beim Absolute Block Working. Mit dem Aufkommen der Relaisstellwerke in den 50er Jahren wurde das Betriebsverfahren Multi-Aspect Signalling eingeführt; diese Stellwerke wurden ganzen Strecken zugeordnet und ersetzten dadurch viele kleinere Signal Boxes.

Solid State Interlocking

Der Begriff Solid State Interlocking (SSI) ist gleichbedeutend mit dem deutschen Begriff Elektronisches Stellwerk (ESTW). Betriebszentralen heißen in UK Integrated Rail Command Centre (IRCC), hiervon werden verschiedene SSI ferngesteuert.

Britische SSI sind von der Firma Westinghouse, allerdings entwickelt in Gemeinschaft mit der ehemaligen British Rail's Research Division. Sie unterstützen die Betriebsverfahren Multi-Aspect Signalling, Radio Electric Token Block und Tokenless Block.

wird fortgesetzt

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