Nicht nur für die Pferdeeisenbahnen wie die Oystermouth Railway waren Pferde wichtig. Alle Eisenbahngesellschaften hatten Pferde im Einsatz. Zum einen bei Pferdebussen und Pferdekutschen für den Personen- bzw. Güterverkehr, zum anderen aber auch zum rangieren von Waggons auf Güterbahnhöfen und beim Bau von neuen Eisenbahnstrecken.
Die größeren Gesellschaften hatten um 1910 bis zu 6000 Pferde im Einsatz. In der Regel besaß eine Eisenbahngesellschaft mehr Pferde als Dampflokomotiven. Die London & North Western Railway (LNWR) und die Midland Railway (MR) hatten sogar doppelt soviel Pferde wie Lokomotiven.
Gesellschaft | Pferde in London um 1875 | Pferde in London 1893 | Pferde gesamt um 1910 |
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Great Eastern Railway | 500 | 900 | 1745 |
Great Northern Railway | 720 | 1300 | 2782 |
Great Western Railway | 480 | 1100 | 2668 |
Lancashire and Yorkshire Railway | - | - | 1867 |
London & North Western Railway | ? | 650 | 6000 |
London and South Western Railway | 450 | ? | ? |
Midland Railway | ? | 1350 | 5000 |
South Eastern Railway | 240 | 275 | ? |
Zum Vergleich die London General Omnibus Company hatte 1875 bereits 8000 Pferde im Einsatz.
Pferde zu Zeiten der Big Four
Alle vier großen Gesellschaften der Big Four-Zeit zusammen hatten 1923 18083 Pferde, 1947 waren es noch 8793.
Die meisten Pferde hatte die London Midland and Scottish Railway
1924 | 1934 | 1946 |
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9370 | 8400 | 6168 |
Personenbeförderung mit Pferdebussen
Pferdeomnibus in London, 1901. |
Modell eines Pferdebusses der Furness Railway um 1906. |
Warenauslieferung mit Pferdekraft
Warenauslieferung der Metropolitan Railway 1879. |
Eine Kutsche der LNWR voller leerer Fischkisten um 1910. |
Auf einem Güterbahnhof der Great Northern Railway vor 1910. |
Modell einer GNR Pferdekutsche wie sie zwischen 1900 und 1914 auf den Straßen Londons unterwegs war. |
Warenauslieferung vom Bricklayers Arms Goods Depot der South Eastern and Chatham Railway, 1918. |
Güterbahnhof der London Midland and Scottish Railway in London 1943. |
Pferde anstatt Rangierlokomotiven
Auf allen großen Güterbahnhöfen waren Shunting Horses (Rangier-Pferde) im Einsatz. Beispielsweise hatte das Willow Walk Goods Depot der London, Brighton and South Coast Railway um 1900 Ställe für 160 Pferde, einen eigenen Stall für kranke Pferde und eine eigene Hufschmiede.
Shunting Horses bei der Arbeit auf einem GNR Güterbahnhof um 1910.
Die GNR Pferdeställe in London
Die folgenden Bilder zeigen die Pferdeställe der Great Northern Railway in der Nähe von Kings Cross um 1910. Zudem hatte die GNR in Totteridge ein eigenes Krankenhaus und Genesungsheim für Pferde.
Auf dem rechten Bild sieht man wie gerade ein Pferd abgeholt und mit der Pferdeambulanz zum Krankenhaus nach Totteridge gebracht wird.
Ende der Pferde im Bahndienst
Pferde waren auch noch im Einsatz, nachdem es schon Dampflastwagen und später normale Lastkraftwagen bzw. Autobusse gab. Bei British Railways waren sogar bis 1963 Pferde zum Betrieb der Nantlle Railway notwendig.
Lediglich einige wenige historische Pferdeeisenbahnen, wie die Douglas Bay Horse Tramway auf der Isle of Man, haben heute noch Pferde.
Quellen
"The ways of our railways", Charles H. Grinling, 1910
"Das englische Eisenbahnwesen", Johann Frahm, 1911
"Metropolitan Works", Ralph Turvey, 2008
Weblinks
http://www.lmssociety.org.uk/topics/horseTransport.shtml — Horse Transport LMS