LNWR Dreadnought und Teutonic Class
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Die Dreizylinder-Verbundlokomotiven der London and North Western Railway (LNWR) mit der ungewöhnlichen Achsfolge 2-2-2-0 wurden von Francis William Webb konstruiert. Die beiden außenliegenden Hochdruckzylinder trieben die hintere Treibachse und ein innenliegender Niederdruckzylinder die vordere Treibachse an. Die Maschinen verfügten über die selten verwendete Joysteuerung.

1882 bis 1884 entstanden zuerst 30 Maschinen der Webb Experiment Class. Zwischen 1884 und 1888 wurden 40 weitere geringfügig verbesserte Maschinen gebaut, welche die Bezeichnung Dreadnought Class bekamen. 1889 und 1890 entstanden nochmals zehn Maschinen, wiederum etwas verbessert, die dann als Teutonic Class bezeichnet wurden.
Von all den von Webb gebauten Verbundlokomotiven waren dies noch die besten. Wie auch die später von Webb entwickelten 2-2-2-2 Verbundlokomotiven, erwiesen sich die Maschinen dieser Baureihen als sehr unzuverlässig und Webb's Nachfolger George Whale stellte 1903 alle außer Dienst.

Das obere Bild zeigt die erste Lokomotive der Teutonic Class mit der Nummer 1301.

Eine Lokomotive für Amerika

Ein Exemplar wurde für die amerikanische Pennsylvania Railroad (PRR) gebaut. Da die Werkstätten der LNWR in Crewe damals keine Erlaubnis hatten ihre Lokomotiven an andere Gesellschaften zu verkaufen, wurde diese Lokomotive mit der Nummer 1320 und dem namen Pennsylvania vollkommen baugleich bei Beyer, Peacock & Company hergestellt und im Frühjahr 1889 in die USA verschifft (Bilder siehe ganz unten). Dort war diese Lokomotive allerdings genau so wenig erfolgreich und wurde 1897 verschrottet.

Die Lok mit der Brechstange

Die Maschinen hatten Anfahrschwierigkeiten, die von den beiden ungekuppelten und unabhängig voneinander angetriebenen Antriebsachsen und deren Steuerungen her kam. Wenn nun eine Lok rückwärts an eine Zuggarnitur gefahren war und angekuppelt hatte, stand die Steuerung des Niederdruckzylinders auf Rückwärtsfahrt. Zum Umsteuern auf Vorwärtsfahrt konnte nur die Steuerung der Hochdruckzylinder umgestellt werden, die Hochdruckzylinder erhielten beim Öffnen des Reglers auch als Erste Dampf. Wenn jetzt die Lok anfuhr, wurde die Steuerung des Niederdruckzylinders durch die Raddrehung mitgenommen und stellte sich selbsttätig auch auf Vorwärtsfahrt um, so dass, wenn jetzt der Niederdruckzylinder den Dampf aus den Hochdruckzylindern bekam, auch dieser seine Antriebsachse in Vorwärtsrichtung drehte. So war es jedenfalls gedacht und so funktionierte die Anfahrt auch ohne Schwierigkeiten.
Aber leider konnte es auch vorkommen, dass die Vorderachse im ersten Moment durchrutschte (schleuderte) und die Lok sich noch nicht nach vorn bewegte. Dann stand in dem Moment, wo der Niederdruckzylinder Dampf erhielt, dessen Steuerung noch auf Rückwärtsfahrt und dann drehten sich beide Achsen in entgegengesetzte Richtungen und die Lok kam nicht von der Stelle.
In diesem Falle musste der Lokführer mit einer Brechstange eingreifen, um die Steuerung für den Niederdruckzylinder in die richtige Stellung zu bringen.

Bilder

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Webb Experiment Class 301 Economist
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Webb Experiment Class 1104 Sunbeam
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
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Webb Experiment Class 1120 Apollo
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
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Dreadnought Class 2 City of Carlislie
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Dreadnought Class 410 City of Liverpool
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv des DigitaltMuseum in Schweden, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
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Dreadnought Class 507 Marchioness of Stafford im Bahnhof Bulkington Station um 1900.
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Dreadnought Class 1395 Archimedes um 1900 in Euston Station mit einem Mail train.
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Dreadnought Class 1353 City of Edinburgh
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
flickr:5673556645
Teutonic Class 1301 Teutonic
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Teutonic Class 1309 Adriatic
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
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Die nach Amerika verkaufte Lokomotive 1320 Pennsylvania im Auslieferungszustand. In den Werkstätten der Pennsylvania Railroad wurden dann die britischen Schienenräumer entfernt und der für die USA typische Kuhfänger angebaut. Auch die sehr kleine Lokomotivlampe wurde durch einen größeren ersetzt und eine amerikanische Mittelpufferkupplung angebaut.
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Die amerikanische 1320 jetzt mit Kuhfänger, Schweinwerfer und überdachtem Führerstand.
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.

Modelle

London Road Models produziert einen Bausatz in Nenngröße 00.

Quellen

  • "Faszination Eisenbahn - Enzyklopädie der Eisenbahnen", Atlas-Verlag, 1997

Weblinks

http://en.wikipedia.org/wiki/LNWR_Webb_Experiment_Class — Webb Experiment Class in der Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/LNWR_Dreadnought_Class — Dreadnought Class in der Wikipedia
https://en.wikipedia.org/wiki/LNWR_Teutonic_Class — Teutonic Class in der Wikipedia
http://www.lnwrs.org.uk/PassClassLocos/pass_class_menu.php?display_class_details=wdrd — Dreadnought Class
http://www.lnwrs.org.uk/PassClassLocos/pass_class_menu.php?display_class_details=wtut — Teutonic Class
https://en.wikipedia.org/wiki/Pennsylvania_Railroad_no._1320 — Pennsylvania Railroad 1320
https://en.wikipedia.org/wiki/2-2-2-0 — Lokomotiven mit der Achsfolge 2-2-2-0 in der Wikipedia
http://traders.scalefour.org/LondonRoadModels/locos-tenders-chassis/lnwr/ — London Road Models

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