Die ersten Lokomotiven der A4 Class wurden 1935 in Dienst gestellt.
Zu dieser Zeit erreichte die Entwicklung der Dampflokomotive in Großbritannien gerade ihren Höhepunkt. Die wachsende Mobilität und der größere Komfort den die Reisenden erwarteten, erhöhten den Wettbewerbsdruck. Nigel Gresley, der Chefingenieur der LNER, reagierte darauf indem er sich für die Achsanordnung 4-6-2 entschied, die bereits mit Erfolg in den USA und in Form der A3 Class auch bei der LNER verwendet wurde. Damit blieb er seinem Prinzip treu, Lokomotiven für genau einen bestimmten Einsatzzweck zu fertigen.
Durch die Verwendung der Stromlinienverkleidung gelang es, eine noch leistungsstärkere und schnellere Lokomotive aus der A3 Class abzuleiten.
Auf der Strecke London – Newcastle (East Coast Main Line) beschleunigten die Lokomotiven auf 160 km/h, was genau der magischen Geschwindigkeit von "100 miles per hour" entsprach. Damit benötigte der Zug für die 431 km nur 4 Stunden. Der Grundstein zum Ruhm der A4 war damit gelegt. Die ersten vier Lokomotiven wurden silbern lackiert und für den neuen Silver Jubilee Zug verwendet. Insgesamt wurden 35 Stück dieser Maschinen gefertigt. Einige davon bekamen einen Corridor Tender.
Da Kugellager zwar eine zeitgemäße Erfindung, allerdings deutsch und damit politisch untragbar waren, hatten alle A4 Gleitlager. Da diese ab und zu überhitzten, waren in ihnen kleine Kapseln mit einer stark riechenden Chemikalie eingelassen, welche bei Überhitzung bersten sollten. Das Lokomotivpersonal sollte der Gestank zum Bremsen bringen.
Die berühmteste Lokomotive der A4-Class ist die Mallard, die 1938 den Geschwindigkeit-Weltrekord für Dampflokomotiven aufstellte.
Die Deltics läuteten den Untergang der A4 Class ein. 1962 wurde die erste A4 verschrottet, direkt nach einer Auslieferung einer Deltic. Mitte der 60er Jahre waren die letzten verbliebenen Lokomotiven in Schottland stationiert, wo sie auf Personen- und Halbschnellzügen eingesetzt wurden. Sie waren eine Zeit lang unverzichtbar als Reserve für die unzuverlässige Diesellokbaureihen Class 21 und 29. Im regulären Einsatz fuhr die letzte A4 im Sommer 1966.
Farbgebungen
Die ersten vier A4 wurde silber lackiert, passend zum Zug Silver Jubilee. Dies waren 2509 Silver Link, 2510 Quicksilver, 2511 Silver King und 2512 Silver Fox. Die nächsten Lokomotiven wurden im Standard-Grün der LNER ausgeliefert. Das waren 4488 Union of South Africa, 4489 Dominion of Canada, 4490 Empire of India und 4491 Dominion of New Zealand. Diese wurden ab Dezember 1936 gebaut, aber ab 1937 wurde beschlossen, den A4 eine blaue Lackierung zu geben. Diese wurde "Garter Blue" genannt.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die Loks schwarz lackiert und der Schriftzug "LNER" auf dem Tender auf "NE" verkürzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Loks unter der LNER zunächst wieder blau (Garter Blue) lackiert worden. Unter der frisch gegründeten British Railways (BR) gab es vier A4, die testweise "BR Purple" lackiert wurden, ähnlich dem früheren Blauton der Great Eastern Railway. Danach wurde für die A4 1949 der Farbton "Express Blue" mit BR Early Crest auf dem Tender festgelegt, welcher allerdings 1950 schon wieder aufgegeben wurde, so dass das Standard-Grün von BR (die ehemalige Farbgebung der Great Western Railway) angewendet wurde. So blieben sie bis zum Schluss.
Preservation
Es sind sechs Exemplare erhalten geblieben.
LNER-Nummer | BR-Nummer | Name | Zustand |
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4464 | 60019 | Bittern | Privatbesitz, für Charterfahrten auf Hauptstrecken vorgesehen |
4468 | 60022 | Mallard | nicht betriebsfähig im National Railway Museum in York |
4488 | 60009 | Union of South Africa | Privatbesitz, für Charterfahrten auf Hauptstrecken vorgesehen |
4489 | 60010 | Dominion of Canada | nicht betriebsfähig im Canadian Railway Museum in Saint-Constant, Québec, Canada |
4496 | 60008 | Dwight D Eisenhower | nicht betriebsfähig im National Railroad Museum in Green Bay, WI, USA |
4498 | 60007 | Sir Nigel Gresley | Im Besitz der A4 Locomotive Society, für Charterfahrten auf Hauptstrecken vorgesehen |
Alle sechs erhaltenen A4 im National Railway Museum in York am 04.07.2013 im Rahmen der Feierlichkeiten zur 75-Jahr-Feier der Weltrekord der Mallard "The Great Gathering".
Modelle
Hornby und Bachmann fertigen Modelle in Nenngröße 00. In Nenngröße N gibt es Modelle von Dapol, sowie auch unmotorisierte Standmodelle von DelPrado und vom Weltbild-Verlag. Außerdem bietet der Atlas-Verlag ein Standmodell im Maßstab 1:100, also annähernd Nenngröße TT-3 an. Corgi produziert Standmodelle verschiedener A4-Class-Lokomotiven im kontinentalen TT-Maßstab (1:120) und aus der Sammelserie Great British Locomotives gibt es ein Standmodell in 00. Hattons lässt bei Heljan Modelle in Nenngröße 0 produzieren, die ab September 2019 erhältlich sind.
Bilder
LNER A4 Nummer 26 Miles Beevor in blauer LNER-Lackierung 1948 kurz nach der Verstaatlichung der LNER zu British Railways mit einem Expresszug nach London Kings Cross auf der East Coast Main Line bei Little Ponton. |
Quellen
- Broschüre: A4 Pacific "Mallard", Atlas-Verlag