Die Great Central Main Line (GCML) war früher eine der großen zweigleisigen Hauptstrecken in Großbritannien. Sie führte vom Bahnhof Marylebone in London über Leicester, Nottingham Victoria und Sheffield nach Manchester.
Ursprung war die Südstrecke der früheren Manchester, Sheffield and Lincolnshire Railway (MS&LR), die 1897 in Great Central Railway (GCR) umbenannt wurde.
Bereits 1893 hatte die MS&LR vom Parlament die Bewilligung erhalten, ihre Südstrecke bis nach London zu verlängern. Die neue 148 km lange Strecke (auch London Extension genannt) wurde 1898 eröffnet, zunächst nur für den Kohlenverkehr, ab 1899 auch für den Personen- und übrigen Güterverkehr.
Die neue Verbindung verlängerte die Südstrecke nun über Leicester und Rugby bis nach London zum Bahnhof Marylebone.
Die neue Hauptstrecke stand in direkter Konkurrenz mit der London and North Western Railway (LNWR) und der Midland Railway (MR). So dauerte die Fahrt um 1900 von London bis Manchester mit der GCR 4 Stunden und 45 Minuten, mit der LNWR über die West Coast Main Line aber nur 4 Stunden und 5 Minuten. Hinzu kam die ungünstige Lage des Bahnhofs Marylebone, der relativ weit von der Londoner City und den Bahnhöfen der südlichen und östlichen Gesellschaften entfernt lag.
So legte die GCR ein umso höheres Gewicht auf eine luxuriöse und zweckmäßige Ausstattung ihres Wagenparks. Die Expresszüge bestanden aus vierachsigen Durchgangswagen mit Drehgestellen und hatten breite Seitengänge und sehr geräumige für Frauen und Männer getrennte Toiletten. Jedes Abteil hatte eine eigene Türe, sodass ein tragen der Koffer durch den Gang nicht notwendig war. Auf der Gangseite befanden sich zwei in der Mitte liegende Türen. Die Wagenübergänge waren mit Faltenbälgen aus Leder ausgestattet.
Selbst die Speisewagen dritter Klasse hatten eine sehr luxuriöse Einrichtung und in den Zügen die keinen eigenen Speisewagen mit führten, befand sich zumindest ein Wagen mit Schankraum, ähnlich einer britischen Bar.
Siehe auch: Personenwagen der GCR.
In Verbindung mit diversen Planungen zur Errichtung eines Kanaltunnels nach Frankreich war die GCML von Anfang an für den Betrieb mit Fahrzeugen mit französischem Lichtraumprofil vorbereitet, wenn auch solche nie zum Einsatz kamen. Aufgrund der geringeren Breite britischer Fahrzeuge wurden alle Stationen entlang der GCML mit Mittelbahnsteigen ausgerüstet, von welchem die Gleise im Falle eines Lückenschlusses nach Frankreich einfach weiter weggerückt werden sollten. Da aber der Berner Raum erst zwei Jahrzehnte nach der Eröffnung beschlossen wurde, wäre ein freizügiger Einsatz kontinentalen Wagenparks in jedem Fall nicht möglich gewesen. Das lag hauptsächlich an der Tunneln im Nordteil der Strecke, die ein Erreichen Manchesters verhindert hätten.
Der Personenverkehr spielte immer nur eine untergeordnete Rolle. Entsprechend groß war der Güterbahnhof der GCR in Marylebone. 1962 wurde die Great Central Main Line von der Eastern Region an die London Midland Region übertragen. Zwischen 1966 und 1969 wurde die GCML abschnittsweise durch den Beeching-Bericht stillgelegt. Sie wurde als nicht benötigte Duplikation der West Coast Main Line und Midland Main Line eingestuft.
Ein Teil der ehemaligen Hauptstrecke, zwischen Leicester und Loughborough, wurde als Great Central (Heritage) Railway erhalten.
Es gibt Planungen, das Trassée der GCML im südlichen Abschnitt für die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke High Speed 2 zu nutzen.
Quellen
"Centralblatt der Bauverwaltung", Ministerium der öffentlichen Arbeiten, Nr. 47 vom 16. Juni 1900
Weblinks
https://en.wikipedia.org/wiki/Great_Central_Main_Line
http://www.gcrailway.co.uk/