Donegal im Nordwesten Irlands wurde aus Kostengründen nicht an die Breitspurstrecke Londonderry - Enniskillen angeschlossen. Um die Stadt nun doch noch ans Eisenbahnnetz anzubinden, entschied man sich für eine 3-Fuß-Schmalspurbahn, da diese kostengünstiger gebaut werden konnte, als eine Breitspurstrecke.
So eröffnete die Donegal Railway 1889 die erste Teilstrecke von Donegal bis Stranorlar. In den Folgejahren kamen immer weitere Strecken dazu und das Netz der County Donegal Joint Railway wuchs bis 1914 auf fast 200 km Streckenlänge an.
Die 1906 gegründete Gesellschaft County Donegal Railways Joint Committee war eine Joint Railway, die von der Great Northern Railway (GNRI) und dem Northern Counties Committee (NCC), das wiederum der britischen Midland Railway gehörte, gemeinsam betrieben wurde. Die NCC betrieb ihrerseits selber ein rund 100 km langes 3 Fuß Schmalspurbahnnetz in Nordirland.
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Zum Netz der neuen Gesellschaft gehörten die Finn Valley Railway (FVR) von Strabane bis Stranorlar, die West Donegal Railway (WDR) von Stranorlar bis Donegal und die Donegal Railway Company mit Strecken zw. Stranorlar und Glenties, Donegal Town und Killybegs, Strabane und Derry bzw. Donegal Town und Ballyshannon. 1909 wurde die Strabane and Letterkenny Railway eröffnet, womit man einen Anschluss zur Londonderry and Lough Swilly Railway hatte. 1923 kam die britische Midland Railway beim Grouping zur London, Midland & Scottish Railway, sodass diese dann bis zur Verstaatlichung der Eisenbahnen in Großbritannien zusammen mit der GNRI das nordirische Schmalspurnetz betrieb. |
Das Bild rechts zeigt die Dampflok No. 10 Sir James der Vorgängergesellschaft Donegal Railway Company. Sie wurde 1902 bei Neilson, Reid and Co. gebaut und war noch bis 1933 bei den County Donegal Railways im Einsatz.
Das Bild stammt aus dem Bildarchiv der ETH Zürich, eine höhere Auflösung finden Sie hier.
Bei den über zwanzig Dampflokomotiven der County Donegal Railways setzte man ab 1907 auf die Achsfolge 2-6-4T. Die letzten drei der 1912 von Nasmyth, Wilson & Co. gebauten Maschinen waren bis zur Stilllegung der Bahn im Einsatz.
Mit der Zeit gerieten die County Donegal Railways in finanzielle Schwierigkeiten und man suchte nach Lösungen für eine wirtschaftliche Gesundung. Dabei testete man 1926 ein umgebautes Inspektionsfahrzeug, welches ursprünglich schon 1907 angeschafft wurde und mit Benzin fuhr. 1920 bekam es einen geschlossenen Aufbau für zehn Personen, wurde aber erst nur im Post- und Bedarfsverkehr eingesetzt. Die Tests verliefen positiv und so wurden 1930 vier richtige Schienenbusse mit Ottomotoren angeschafft. In den Folgejahren kamen weitere Schienenbusse unterschiedlicher Bauart und Größe dazu. Die Dieseltriebwagen Nr. 7 und Nr. 8 waren dann um 1,5 Tonnen schwerer als die Vorgänger und konnte daher auch Güterwagen ziehen. Die Triebwagen mit 32 Sitz- und 11 Stehplätzen fuhren in der Regel einzeln, konnten aber auch Heck an Heck gekuppelt werden. Bei diesem Tandembetrieb mussten sich die Wagenführer per Handzeichen verständigen. Sie waren die ersten Dieseltriebwagen, der auf den britischen Inseln im regulären Personenzugdienst verwendet wurde. Später kamen im Laufe der Jahre noch zwölf weitere Schienenbusse unterschiedlicher Bauart dazu.
Somit waren die County Donegal Railways Vorreiter bei der Verdieselung auf den britischen Inseln. Bei den Normal- und Breitspurbahnen fuhren die ersten Diesellokomotiven erst wesentlich später.
1936 war die Gesellschaft im Besitz von 13 Lokomotiven, 8 Triebwagen, 44 Personenwagen, 1 Gepäck- und 327 Güterwagen.
Dank der Einführung der Schienenbusse konnten die County Donegal Railways länger überleben, als viele andere irische Schmalspurbahnen. Aber nach dem Krieg war auch das Ende dieser Bahn vorauszusehen. Die Konkurrenz durch den zunehmenden Straßenverkehr wurde immer größer und so wurden zwischen 1947 und 1959 alle Strecken nach und nach stillgelegt.
Die Maschinen mit den Nummern 15 und 16 wurden nach der Schließung der Linie im Jahre 1959 an die Isle of Man Railway verkauft und sind erhalten geblieben.
Auch einige der früheren Dampflokomotiven, Personen- und Güterwagen sind erhalten geblieben und im Besitz der County Donegal Railway Restoration Society. Sie stehen im Donegal Railway Heritage Centre und warten auf Restaurierung.
Eine kurze Strecke bei Fintown ist wieder hergerichtet worden und wird von der Fintown Railway (Donegal Heritage Railway) als Museumsbahn betrieben.
Bilder
Eine County Donegal Railways 2-6-4T |
Schienenbus |
Modelle
Worsley Works bieten Bausätze für Spur OOn3, 0 Schmalspur und 16 mm Schmalspur an. Backwoods Miniatures hat Bausätze verschiedener Lokomotiven und Wagen für Spur OOn3 im Sortiment.
Quellen
World Survey of Foreign Railways. Transportation Division, Bureau of foreign and domestic commerce, Washington D.C., 1936
Faszination Eisenbahn - Enzyklopädie der Eisenbahnen, erschienen 1997 im Atlas-Verlag
Weblinks
https://en.wikipedia.org/wiki/County_Donegal_Railways_Joint_Committee - Eintrag in der englischen Wikipedia
http://www.donegalrailway.com - County Donegal Railway Restoration Society
http://www.antraen.com/ - Fintown Railway
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