Big Four
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Mit Big Four bezeichnet man die Zeit zwischen 1923 (Grouping) und 1948 (Nationalisation), in denen es hauptsächlich 4 große Eisenbahngesellschaften gab, sowie diese 4 Gesellschaften selbst.

Die Großen Vier

Auf der Abbildung rechts aus dem Jahre 1923 steht 1 für LNER, 2 für LMS, 3 für GWR und 4 für SR.

Nicht vom Grouping betroffene Gesellschaften

Es wurden 1923 aber nicht alle Gesellschaften in den Big Four zusammengefasst.

London Transport

Die Underground Electric Railways Company und die Metropolitan Railway, ab 1933 vereint als London Passenger Transport Board, wurden keiner Gesellschaft zugeschlagen, da sie hauptsächlich dem städtischen Verkehr von London dienten.

Joint Railways

siehe auch Hauptartikel: Joint Railway

Cheshire Lines Committee

Diese Strecken im Raum Liverpool waren als Joint Railway zwischen der Great Central Railway, der Great Northern Railway und der Midland Railway 1862 angelegt worden. Somit konnten die Strecken 1923 nicht eindeutig der LMS oder LNER zugeordnet werden. Die meisten Strecken kamen bei der Verstaatlichung 1948 zur London Midland Region von British Railways.

Hauptartikel: Cheshire Lines Committee

Midland and Great Northern Joint Railway

Die größte Joint Railway in Großbritannien war diese in East und West Anglia befindliche Joint Railway zwischen der Great Northern Railway und der Midland Railway. Sie wurde 1893 gegründet. Ab 1936 übernahm die LNER ihren Betrieb komplett, ohne dass sich an den Besitzverhältnissen etwas änderte. Der Betrieb wurde schon 1959 eingestellt und die Strecke abgebaut. Die North Norfolk Railway befährt einen Teil der ursprünglichen Route.

Hauptartikel: Midland and Great Northern Railway

Somerset and Dorset Joint Railway

Die Somerset and Dorset Railway (S&DR) wurde 1862 durch Zusammenschluss der Somerset Central Railway und der Dorset Central Railway, als Konkurrenz zur Great Western Railway geschaffen. Nach der Insolvenz der Gesellschaft übernahmen 1875 die Midland Railway und die London and South Western Railway gemeinsam die Bahn, die darauf hin in Somerset and Dorset Joint Railway (S&DJR) umbenannt wurde. Im GWR-Territorium gelegen, konnte sie bei der Verstaatlichung 1948 weder der LMS noch der SR zugeordnet werden und blieb somit eine Weile eigenständig, bis durch die Änderung der Regionsgrenzen Ende der 50er Jahre die S&DJR zur Western Region von British Railways kam. Die Strecke wurde 1966 stillgelegt.

Hauptartikel: Somerset and Dorset Joint Railway

Andere Bahnen

Daneben blieben auch eine Reihe kleinerer Gesellschaften, deren Netz hauptsächlich dem Verkehr innerhalb einer Stadt diente, so wie beispielsweise die Glasgow Subway, die Liverpool Overhead Railway oder die Mersey Railway, selbstständig. Auch Industriebahnen blieben selbstständig, obwohl das bekannteste Beispiel, die Manchester Ship Canal Company, ein Gleisnetz von gleichartiger Dimension anderer Bahngesellschaften besaß, wenn auch sie nur Gütertransporte durchführte. Ebenso blieben fast alle nach dem Light Railways Act von 1896 gebauten Light Railways (Kleinbahnen) eigenständig. Zwei der größten waren die in der Southern Region gelegenen East Kent Light Railway und Kent and East Sussex Light Railway.

Schmalspurbahnen

Schmalspurbahnen waren bis auf wenige Ausnahmen nicht vom Grouping betroffen und blieben eigenständig.

Die Big Four im Modell

Den Big Four kommt eine große Bedeutung im Modell zu, da nach der Verstaatlichung und Gründung von British Railways 1948 die regionalen Charakter weitgehend bestehen blieben. So sah man am Fahrzeugpark und an der Infrastruktur einer Strecke die Herkunft noch lange an, und es gibt Orte, da sieht man dies noch heute. Beispielsweise liefen die Expressloks der LNER A3 und A4 Class auch nach der Verstaatlichung fast ausschließlich auf der East Coast Main Line, welche durch die Eastern, North Eastern und Scottish Region führt. Auch mit dem Beschaffen der ersten Dieselloks in den 50er Jahren blieben derartige regionale Besonderheiten bestehen.

Die Great Western Railway steht für Tradition im Lokomotivbau. Die LMS ist geprägt von ihrer Größe und Stärke. Die Southern Railway hatte in den 30er Jahren das Image von Modernität aufgrund ihrer Elektrifizierung mit seitlicher Stromschiene. Die LNER war zwar die finanziell ärmste der vier Gesellschaften, stand aber für Rekorde und Glamour aufgrund ihrer namhaften Züge.

Unter Modellbahnern ist es Tradition, sich einer dieser vier Bahnen zu widmen. Beliebt sind Anlagenmotive, bei denen zwei dieser Gesellschaften zusammenkommen, dabei treten die Kombinationen Great Western/Southern und LNER/LMS am häufigsten auf. Mit einem Anlagenthema bei Oxford ist es möglich, Lokomotiven und Züge aller vier Gesellschaften zusammenzubringen.

Die in den 70er Jahren beschafften Class 56 waren die ersten außerhalb der Regions-Strukturen beschafften Lokomotiven. Sie läuteten den Niedergang der regionalen Identitäten im Lokomotivpark ein. Heutzutage gibt es außer den technischen Randbedingungen (Stromsysteme, Achsgewicht) keinerlei regionale Unterschiede im Fahrzeugeinsatz mehr. Die Infrastruktur allerdings zeugt noch allzu häufig von ihrer Herkunft.

Quellen und Weblinks

https://de.wikipedia.org/wiki/Railways_Act_1921
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_railway_companies_involved_in_the_1923_grouping

Kategorien

Eisenbahnverwaltung

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