Beeching Axe

Mit Beeching Axe wird die Stilllegung eines Großteils des britischen Schienennetzes in den Jahren 1963 (Beeching Axe 1) und 1965 (Beeching Axe 2) bezeichnet. Der Begriff geht zurück auf Dr. Robert Beeching, eine umstrittene Person, welche von der British Transport Comission beauftragt wurde, ein umfassendes Programm zur Sanierung der sich in beklagenswerten Zustand befindlichen britischen Bahnen zu entwickeln.

Ausgangslage

Die 1948 verstaatlichten Big Four, vier voneinander getrennte Eisenbahngesellschaften, waren aufgrund der Regionsbildung in den frühen 60ern immer noch nicht zusammen gewachsen. Zuletzt wurde 1962 ein System zur landesweiten Vereinheitlichung der Train Reporting Numbers und gleichzeitig deren Anzeige in Headcode Boxen eingeführt. Dennoch gab es große Defizite.
Im Modernisation Plan 1955 wurde der Diesellokbau forciert und ein aufwändiges Programm zur Nachrüstung der Stellwerkstechnik aufgelegt. Dennoch gab es keine Gesamtnetzplanungen. Vereinzelte Stilllegungen von Nebenbahnen, ein Phänomen seit der gesteigerten Konkurrenz durch Busse in den 30er Jahren, ebbten in den 50er Jahren nicht ab. Die gebauten Diesellokbaureihen waren in manchen Fällen nicht vorher getestet worden und waren ab Werk nicht einsatztauglich.

Vorgeschichte Dr. Beeching

Dr. Beeching war ein Ingenieur, der bei Imperial Chemical Industries (ICI) arbeitete und dort zum Abteilungsleiter aufstieg. Er wurde aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen von der British Transport Comission beauftragt, einen Bericht mit Handlungsempfehlungen zur Zukunft der britischen Bahnen anzufertigen.

Maßnahmen

Beeching sah in seinem Bericht die Stilllegung eines Großteils des britischen Schienennetzes wegen Unrentabilität vor. Er empfahl die Bündelung einer Vielzahl von Strecken auf wenigen Magistralen, sogenannte trunk routes, welche dadurch gut ausgelastet werden sollten.
Des weiteren empfahl er eine Rationalisierung des Fahrzeugparks. Die Lokomotivflotte sollte auf wenige Standardbaureihen begrenzt werden. Wagentechnisch empfahl er die Einführung von Electric Train Heating bei Personenwagen und den kompletten Wechsel von der Vakuumbremse zur Druckluftbremse, wie sie auch auf dem europäischen Kontinent verwendet wird. Des weiteren empfahl er die Rückdrängung des Einzelwagenverkehrs und stattdessen mehr Ganzzugverkehr. Er identifizierte auch einzelne Schwachstellen wie Bahnübergänge und das fehlen einer inselweiten Corporate Identity.

Kritik

Der Begriff Beeching-Axt entstand aus der Protestbewegung gegen die Streckenstilllegungen, die Beeching provozierte. In den Jahren 1963 und 1964 wurden sehr viele Nebenstrecken sowie sogar eine zweigleisige Hauptstrecke, die Great Central Main Line stillgelegt. Da die Proteste zunehmend zur Imagekrise von British Rail wurde, hatte der zweite Beeching-Bericht kaum noch Auswirkungen auf das britische Streckennetz.

Die Konzentration der Zugleistungen auf Hauptrouten zeigte Wirkung. Das neue Corporate Design von nunmehr British Rail, Corporate Blue, führte zu einer starken Identifikation der Bevölkerung mit der Eisenbahn. Das Blau prägte British Rail bis in die frühen 90er Jahre hinein.

Weblinks

https://www.youtube.com/watch?v=wrTksBQyd9Y – zeitgenössisches Video von British Transport Films, in dem Dr. Beeching seine Ideen vorstellt
https://www.youtube.com/watch?v=mUhMXnoCUCk – Kernausschnitt über die Redundanz von Hauptstrecken
http://joycewhitchurch.zxq.net/maps/beechmap.jpg – Karte der geplanten Stilllegungen von 1962

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Infrastruktur | Eisenbahnverwaltung

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